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Letzte Etappe des Friedensglocken-Trecks in Israel beginnt mit einem tiefsymbolischen Wendepunkt:

7. November 2025 – Der Friedensglocken-Treck, der im Mai in Berlin als symbolische Friedensmission aufbrach, hat seinen letzten und entscheidenden Abschnitt im Heiligen Land begonnen. Nach 3.500 Kilometern auf dem Landweg durch Europa und einer erzwungenen maritimen Passage der Fracht nach Haifa, rollt der Glockenwagen nun auf den letzten 100 Kilometern in Israel. Die größte Überraschung und der bislang tiefste symbolische Akt der gesamten Mission ist dabei der Wechsel der Zugtiere: Anstelle der ursprünglich geplanten Pferde werden den Wagen nun zwei Maultiere ziehen.
Diese dritte logistische Wendung – nach der Rückführung der deutschen Pferde und dem Umstieg auf den Seeweg – transformiert das Narrativ der Mission von einer zivilgesellschaftlichen Fernreise in ein kraftvolles, fundiertes Zeichen der Demut und zähen Resilienz. Die Entscheidung, auf die Trittsicherheit und Genügsamkeit der Maultiere zu setzen, ist ein pragmatischer Schritt, der die Botschaft des Friedens unmittelbar in die geographische und kulturelle Realität der Nahost-Region einbettet.

I. Pragmatismus trifft auf die Symbolik
Die Wahl der Maultiere für die finale, etwa 100 Kilometer lange Etappe, die vom Friedensdorf Neve Shalom/Wahat al-Salam ihren Ausgang nimmt, ist in erster Linie eine Verneigung vor der Topographie des Landes. Maultiere, die Kreuzung aus Pferd und Esel, sind aufgrund ihrer größeren Ausdauer und Unempfindlichkeit sowie ihrer überlegenen Trittsicherheit in den bergigen Regionen um Jerusalem traditionell überlegen. Ihre Fähigkeit, sich rasch von Strapazen zu erholen, macht sie zum idealen Zugtier für die letzten, logistisch anspruchsvollen Kilometer bis zur feierlichen Übergabe in Jerusalem.
Doch die Entscheidung trägt eine noch tiefere, kulturelle und theologische Bedeutung, die in der Berichterstattung höchste Aufmerksamkeit verdient

• Symbol der Demut und des Friedens: Während das Pferd in der antiken Geschichte oft Prunk und Krieg symbolisierte, steht das Maultier (und der Esel) für die Demut und das Lastentragen. Die Bibel beschreibt, wie Könige (wie Salomo) zur Thronbesteigung auf dem Maultier ihres Vaters David ritten, um Sanftheit und Gerechtigkeit zu demonstrieren. Mit dieser Wahl positioniert sich der Treck bewusst als Mission des Friedenskönigs, der nicht hoch zu Ross, sondern bescheiden und ausdauernd in die Heilige Stadt zieht.

• Metapher der Versöhnung: Das Maultier selbst ist ein Hybrid – eine Kreuzung aus zwei Arten, das in der biblischen Zeit als selten und wertvoll galt. Seine Nutzung wird zu einem lebendigen, visuellen Gleichnis für die Mission der Glocke: Die Vereinigung von zwei unterschiedlichen Naturen, die gemeinsam eine größere Ausdauer und Stärke im Angesicht des Konflikts entwickeln. Diese Symbolik passt perfekt zur Hand in Hand Schule, dem Zielort, der jüdische und arabische Kinder zur friedlichen Koexistenz zusammenführt.

II. Ein Treck der Unbeirrbarkeit und Entschlossenheit
Die Maultiere verkörpern die Resilienz der Friedensbotschaft, die sich von Anfang an zahlreichen Widerständen stellen musste. Nach dem feierlichen Start in Berlin am 8. Mai 2025 – pünktlich zum 80. Jahrestag des Kriegsendes – sah sich die Mission einer logistischen Zwangspause ausgesetzt, als die Einreise in die Türkei verweigert wurde. Die notwendige Trennung von den Zugpferden in Griechenland und der anschließende Seetransport der mit Militärschrott gegossenen Glocke wurden vom Team als Beweis für die unerschütterliche Vision interpretiert.
Das finale Maultier-Kapitel bestätigt diese Haltung. Pfarrer Kautz, der die immense Anstrengung der Reise bereits Mitte Oktober zusammenfasste, betonte: „Das ist kein Spaß mehr, aber wir halten an unserem Friedensweg und unserer Vision fest“. Die Entscheidung für die zähen, lokalen Zugtiere ist der letzte Beweis dafür, dass der Friedenswille über die ursprüngliche, romantische Methode triumphiert. Die Mission wird zu einem Akt der Anpassung an die politische und geographische Wirklichkeit der Region.

III. Das Ziel: Ein tägliches Läuten für die Koexistenz
Am Donnerstag, den 13. November 2025, wird die Friedensglocke feierlich an die Hand in Hand Schule in Jerusalem übergeben. Diese integrierte, zweisprachige Schule ist ein Netzwerk für die jüdisch-arabische Koexistenz.
Die Glocke, die einst Material der Zerstörung war und nun von symbolträchtigen Maultieren bis in das Herz des Friedensprojekts gezogen wird, wird künftig täglich als Schulglocke läuten. Sie soll die Schülerinnen und Schüler bei jedem Ertönen daran erinnern, dass der „Weg zu einer gerechten und friedlichen Zukunft in Israel auch durch Klassenzimmer führt, im Interesse aneinander, im gemeinsamen Lernen und in der Anerkennung gleicher Rechte für alle“.

Die Maultiere sind damit die letzten, zähen Wegbereiter für ein dauerhaftes und hörbares Friedenszeichen in einer Region, die es am meisten benötigt.

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